Ephesos, ca. 80 km südlich von Izmir in der heutigen Türkei gelegen, zählt zu den bekanntesten Ausgrabungen der antiken Welt. Die Stadt lag ursprünglich direkt am Meer, doch aufgrund der starken Fluss-Sedimentation liegt die heutige Küstenlinie rund 9 km von der Ausgrabungsstätte entfernt.
Der attisch beeinflussten Überlieferung nach soll Androklos, Sohn von Kodros, dem König von Athen, die Stadt als Anführer griechischer Siedler gegründet haben, wobei sie bereits das Heiligtum der Artemis Ephesia sowie bewohnte Siedlungen von Lydern und Karern vorfanden. Nach dem Marmor Parium (einer hellenistischen Chronik aus Marmor) erfolgte dies 1086/85 v. Chr. Die ältesten Siedlungsreste der Gegend stammen allerdings aus dem Chalkolithikum (4./3. Jahrtausend v. Chr.) sowie der frühen Bronzezeit. Aus hethitischen Texten ist bekannt, dass im 14. Jh. v. Chr. der Hethiterkönig Muršilis II. die Stadt Apaša eroberte, die sich im Land Arzawa befand. Es handelt sich hier möglicherweise um Ephesos, das in dieser Zeit vermutlich ein mykenischer Außenposten war.
Die ursprüngliche griechische Stadt lag nach Herodot (Hdt. 1,26) sieben Stadien (ca. 1200 m) entfernt vom Artemision und soll Koressos geheißen haben. Ab der 2. Hälfte des 7. Jh. v. Chr. wurde die Stadt von Tyrannen beherrscht. Um 560 v. Chr. belagerte der Lyderkönig Kroisos die Stadt und ließ die Griechen zum Artemision umsiedeln. Dadurch entstand eine griechisch-lydische Mischstadt.
Nach der Eroberung war Ephesos lange Zeit unter persischer Kontrolle. Erst Alexander der Große konnte die Stadt 334 v. Chr. im Zuge seines Perserfeldzuges befreien. Nach dessen Tod geriet Ephesos unter die Kontrolle des Diadochen-Königs Lysimachos. Dieser verlegte die Stadt 296 v. Chr. an seine heutige Stelle, da die Gegend mittlerweile stark verlandet war und keinen direkten Zugang mehr zum Meer hatte. Zeitweilig hieß Ephesos anders, nämlich Arsinoeia – benannt nach Arsinoë II., Frau des Lysimachos.
189 v. Chr. war Ephesos im Besitz des Königreichs Pergamon. Nach dem Tod des letzten pergamenischen Königs Attalos III., der Pergamon testamentarisch an Rom vererbte, gelangte die Stadt schließlich unter römische Kontrolle und war nun Teil der Provinz Asia. 30/29 v. Chr. machte der spätere Augustus die Stadt schließlich zum Sitz des proconsul der Provinz und somit zur Provinzhauptstadt. Es wurde dafür ein neues Regierungsviertel eingerichtet, von dem heute noch einige Gebäude anschauen kann (z.B. das Prytaneion). Als zweitgrößte Stadt Kleinasiens zeigte sich die Bedeutung der Stadt nicht nur am Hafen (dem größten Kleinasiens), sondern auch an dem Neubau der Tetragonos Agora, der Anlage von zwei Fernwasserleitungen und den großzügigen Wohnanlagen (den sogenannten Hanghäusern).
Immer wieder wurde Ephesos von Erdbeben heimgesucht. 23 n. Chr. wurde Ephesos verheerend zerstört, aber in Folge wieder aufgebaut. Das Wachstum der Stadt war dadurch nicht gebremst – im Gegenteil: erst Mitte des 3. Jh. n. Chr. stagnierte die Bevölkerung. 262 n. Chr. wurde Ephesos einmal mehr von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht, das nachhaltige Schäden hinterließ. Diese wurden, zumindest im öffentlichen Raum, erst unter Theodosius I. (379-396 n. Chr.) zur Gänze behoben.
Wichtig für Ephesos war die Entstehung des Christentums. Bereits in der Spätantike war Ephesos ein christlicher Wallfahrtsort und Bischofssitz. Die Stadt kommt außerdem in der Apostelgeschichte vor, denn Paulus soll sich nur knapp 20 Jahre nach dem Tod von Jesus (zwischen 30 und 33 n. Chr.) für drei Jahre in der Stadt aufgehalten haben. In dieser Zeit verfasste er einige Briefe, von denen es einige in die Bibel geschafft haben. Einer weiteren außerbiblischen Legende nach soll sich Maria, die Mutter von Jesus, nach dessen Himmelsfahrt mit einigen anderen Frauen aus dem Umkreis von Jesus in der Nähe von Ephesos niedergelassen haben.
Das Ende von Ephesos hängt wohl mit der Justinianischen Pest 542 n. Chr. zusammen. Es kam dadurch zu einem großen Bevölkerungsrückgang, weshalb im 6. Jh. n. Chr. einige Stadtteile verlassen wurden und antike Bauwerke verfielen. Erst die Angriffe der Sassaniden und spätere Angriffe der Araber beendeten im 7. Jahrhundert die antike Phase der Stadt.
Weiterführende Literatur
W. Eiliger, Ephesos. Geschichte einer antiken Weltstadt (Stuttgart 1985).
P. Scherrer (Hrsg.), Ephesos. Der neue Führer – 100 Jahre österreichische Ausgrabungen 1895–1995 (Wien 1995).
F. Hueber, Ephesos – gebaute Geschichte (Mainz 1997).
S. Groh, Neue Forschungen zur Stadtplanung in Ephesos, in: Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien Band 75 (Wien 2005).
F. Daim/S. Ladstätter, Ephesos in byzantinischer Zeit (Mainz 2011).
Infos
Adresse: Atatürk, Efes Harabeleri, 35920 Selçuk/İzmir, Türkei
Öffnungszeiten: Montag – Sonntag, 8:00–22:30 Uhr
Eintritt pro Person: 40€ (nur Ausgrabung); 15€ (Hanghaus 2; extra zu bezahlen); 10€ (Ephesosmuseum)
Parkplatz: Ja (Zufahrt kostet 5€)