Donnerstag, Jänner 9, 2025

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Antiker Traum-Shake: Die geheimnisvollen Cocktails der Ägypter

Die Welt der antiken Ägypter fasziniert seit Jahrhunderten Forscher und Geschichtsinteressierte gleichermaßen. Die geheimnisvollen Pyramiden, die rätselhaften Hieroglyphen und die komplizierten religiösen Rituale bieten uns immer wieder spannende Einblicke in eine längst vergangene Zeit. Doch wer hätte gedacht, dass die alten Ägypter auch eine Vorliebe für sehr spezielle, ja sogar schockierende Mischungen hatten? Ein neuer Fund bringt uns einem ungewöhnlichen Kapitel dieser Hochkultur näher: den sogenannten „Antiken Traum-Shake“.

Ein mysteriöser Fund
Im Jahr 2022 stießen Archäologen bei Ausgrabungen in der Nähe von Alexandria auf eine gut erhaltene Vase, die in das 2. Jahrhundert v. Chr. datiert wird. Diese Vase ist mit Darstellungen des Gottes Bes verziert, einer Schutzgottheit, die im alten Ägypten vor allem für ihren Einfluss auf Schlaf, Träume und Trunkenheit bekannt war. Die genaue Analyse der Rückstände in der Vase förderte eine geradezu unglaubliche Entdeckung zutage: Die alten Ägypter hatten hier ein Gebräu zusammengemischt, das aus verschiedenen halluzinogenen Pflanzen, Alkohol, Honig und – besonders überraschend – menschlichen Körperflüssigkeiten bestand.

Halluzinogene und magische Pflanzen
Die antiken Ägypter waren Meister im Einsatz von Pflanzen und Kräutern für medizinische und rituelle Zwecke. In diesem speziellen Fall nutzten sie offenbar die Syrische Steppenraute (Peganum harmala), deren Samen für ihre psychoaktiven Eigenschaften bekannt sind. Diese Samen können bei Einnahme traumähnliche Visionen hervorrufen, eine Eigenschaft, die in rituellen Kontexten sicherlich von großem Nutzen war. Doch die Ägypter beschränkten sich nicht nur auf diese Pflanze. Es ist gut möglich, dass sie auch andere halluzinogene oder berauschende Pflanzen wie den Blauen Lotus (Nymphaea caerulea) hinzufügten, der in der ägyptischen Kultur als Symbol für Wiedergeburt und Erneuerung galt. Die Kombination dieser Pflanzen könnte dazu gedient haben, die Gläubigen in einen tranceartigen Zustand zu versetzen, in dem sie mit den Göttern kommunizieren oder sich in eine andere Realität versetzen konnten.

Eine schockierende Zutat: Menschliche Körperflüssigkeiten
Der vielleicht verstörendste Aspekt dieses antiken Cocktails ist die Verwendung menschlicher Körperflüssigkeiten. Die Analyse deutet darauf hin, dass neben Muttermilch auch vaginale und orale Schleimhautflüssigkeiten sowie Blut verwendet wurden. Diese Zutaten könnten rituelle oder symbolische Bedeutung gehabt haben, indem sie die Lebenskraft oder den göttlichen Segen in das Gebräu einbrachten.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die alten Ägypter eine andere Sichtweise auf den menschlichen Körper und seine Funktionen hatten als wir heute. Für sie war der Körper ein heiliger Ort, und seine Flüssigkeiten wurden in vielen Ritualen verwendet, um die Verbindung zwischen dem Diesseits und dem Jenseits zu stärken. Das Trinken eines solchen Gebräus könnte als ein Weg angesehen worden sein, die spirituelle Macht zu absorbieren und sich so den Göttern näherzubringen.

Ein antikes Medikament?
Neben seiner rituellen Bedeutung könnte der „Traum-Shake“ auch medizinische Wirkungen gehabt haben. Halluzinogene Pflanzen wurden in vielen antiken Kulturen genutzt, um Schmerzen zu lindern oder psychische Zustände zu beeinflussen. Es ist denkbar, dass dieses Gebräu als eine Art Medizin gegen Schlafstörungen, Angstzustände oder andere Beschwerden eingesetzt wurde.

Die Ägypter waren bekannt für ihre fortschrittliche Medizin, und es gibt Hinweise darauf, dass sie Opium und andere Rauschmittel als Heilmittel verwendeten. Zypern war zur Zeit Echnatons, um 1350 v. Chr., ein bedeutendes Zentrum des Opiumhandels, und ägyptische Ärzte nutzten Opiumtinkturen, um Fieber zu senken und Schlaflosigkeit zu behandeln. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass auch der „Traum-Shake“ in einem ähnlichen Kontext eingesetzt wurde.

Von der Antike bis heute: Ein Blick auf den Gebrauch von Rauschmitteln
Die Verwendung von Rauschmitteln in religiösen und medizinischen Kontexten ist kein ausschließlich ägyptisches Phänomen. Auch die Griechen und Römer nutzten psychoaktive Substanzen in ihren Ritualen. Während es bei den Griechen und Römern Hinweise auf den Gebrauch von Rauschgift bei Orgien gibt, waren die Ägypter in dieser Hinsicht diskreter. Es scheint, dass der Gebrauch von Drogen in Ägypten eher mit religiösen und heilenden Zwecken verbunden war als mit reiner Unterhaltung.

Die Entdeckung des „Antiken Traum-Shakes“ öffnet ein Fenster in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Medizin, Religion und Magie fließend waren. Es zeigt, wie tief verwurzelt der Glaube an die Heilkraft und die spirituelle Macht bestimmter Substanzen in der antiken Welt war.

Andreas Zommer
Andreas Zommerhttps://antike.at
Andreas Zommer ist studierter Historiker, Politikwissenschaftler und Publizist.

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