Das Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek lädt seit dem 13. Juni 2024 zu einer faszinierenden Zeitreise durch die antike Welt ein. Unter dem Titel „Göttlich und gegessen: Die ambivalente Beziehung von Mensch und Tier im Land am Nil“ beleuchtet die neue Sonderausstellung die vielfältigen Rollen, die Tiere im alten Ägypten spielten. Dabei geht es um Verehrung und Furcht, Nutzung und Liebe – eine umfassende Schau, die den Besucher in die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Tier über Jahrtausende eintauchen lässt.
Tiere als göttliche Wesen und Opfergaben
Die alten Ägypter sahen in Tieren nicht nur nützliche Gefährten, sondern auch göttliche Manifestationen. Gottheiten wie Hathor, Bastet und Anubis wurden in Tiergestalt verehrt, und heilige Tiere galten als Träger göttlicher Kraft. Über 30 Tierarten wurden als heilig betrachtet, darunter Kühe, Katzen, Schakale und Falken. Diese wurden oft nach ihrem Tod einbalsamiert und in prächtigen Ritualen bestattet.
Besonders eindrucksvoll zeigt die Ausstellung, wie Tiere als Votivgaben dienten. Mumifizierte Katzen, Falken und Krokodile waren Symbole der Hingabe und wurden in speziellen Tier-Nekropolen beigesetzt. Solche Riten unterstreichen die tief verwurzelte religiöse Bedeutung der Tiere im Alltag der Ägypter.
Doch nicht alle Tiere wurden verehrt. Einige, wie Krokodile und giftige Schlangen, stellten eine reale Gefahr dar. Diese Tiere konnten den Menschen im Alltag, besonders in der Landwirtschaft, gefährlich werden. Die Ausstellung zeigt magische Amulette und Schutzzauber, die auf Papyrus und Papier erhalten geblieben sind und dazu dienten, sich vor diesen Bedrohungen zu schützen.
Nutz- und Haustiere
Neben der religiösen Bedeutung hatten Tiere auch immense praktische Werte. Nutztiere wie Rinder, Schafe, Ziegen und Kamele waren essentiell für die Ernährung, die Textilproduktion und die Landwirtschaft. Die Ausstellung dokumentiert die Viehbestände und deren penible Erfassung, die bis in die römische Zeit zurückreicht. Ein besonderes Highlight ist ein Papyrusfragment, das die Schlachtung von Geflügel an bestimmten Tagen festhält.
Auch der Handel mit Tieren und tierischen Produkten spielte eine bedeutende Rolle. Schweine waren ein beliebtes Handelsgut, und Honig wurde nicht nur als Süßstoff, sondern auch in der Medizin verwendet. Besonders interessant ist ein Dokument, das den Schmuggel von Eselshäuten im Jahr 146 v. Chr. beschreibt.
Neben den Nutztieren zeigt die Ausstellung auch, dass Tiere als Haustiere geschätzt wurden. Hunde, Katzen und Affen waren geliebte Begleiter der Menschen, die ihnen Namen gaben und sie nach ihrem Tod sorgfältig bestatteten. Eine Zeichnung eines Hundes vor einer Vase aus dem 10. Jahrhundert n. Chr. verdeutlicht die künstlerische und emotionale Verbindung der Menschen zu ihren Haustieren.
Einblicke in die Ausstellung
Die Ausstellung „Göttlich und gegessen“ umfasst 72 Exponate, die ein umfassendes Bild der ambivalenten Beziehung von Mensch und Tier im alten Ägypten vermitteln. Zu den Höhepunkten zählen:
- Die Kuhgöttin verjüngt: Ein Leinenstreifen mit einer Darstellung der Kuhgöttin Ichet und religiösen Sprüchen.
- Der Triumph des Katers: Ein Papyrus aus dem Totenbuch von Nefer-Sobek, das den Kampf eines Katers gegen die Schlange Apophis zeigt.
- Vorbereitungen eines Fleischgerichtes für ein großes Fest: Ein arabisches Dokument aus dem 14. Jahrhundert, das die Zutaten für das Festgericht Harīsa beschreibt.
Am 11. August um 11 Uhr bietet eine Führung durch die Ausstellung eine spannende Gelegenheit, mehr über die antike Beziehung zwischen Mensch und Tier zu erfahren. Die beeindruckenden Exponate im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek bieten einen tiefen Einblick in das Leben und die Kultur der alten Ägypter.