In Thalheim bei Wels graben Archäolog*innen derzeit ein Stück römischer Geschichte aus, das in Oberösterreich seinesgleichen sucht. Seit 2023 untersuchen Fachleute der Universität Salzburg und der Oberösterreichischen Landes-Kultur GmbH einen ausgedehnten Gebäudekomplex am Reinberg, der sich als Teil einer römischen villa suburbana entpuppt hat. Die Anlage liegt in strategisch exponierter Lage mit Blick auf das antike Ovilava – das heutige Wels – und weist mit über 1.000 m² Grundfläche eine Dimension auf, die auf einen äußerst wohlhabenden Besitzer schließen lässt.
Bereits frühere Grabungen deuteten auf die Bedeutung des Anwesens hin, doch die aktuellen Funde aus der Kampagne 2024 verleihen dem Ort eine neue Qualität: Gleich drei römische Mosaikböden wurden bislang entdeckt – ein spektakulärer Fund, denn derartige Kunstwerke sind im heutigen Oberösterreich eine Seltenheit.
Ein Mosaik zeigt ein großformatiges Gefäß mit ausladenden Henkeln und breiter Mündung, wie er in der Antike zum Mischen von Wein verwendet wurde. Ein weiteres, bislang nur teilweise freigelegtes Mosaik beeindruckt mit geometrischem Dekor, der möglicherweise Teil eines größeren symmetrischen Musters ist. Das absolute Highlight bildet jedoch das dritte Mosaik: Zwei fein gearbeitete Delphine, Symboltiere der römischen Mythologie und beliebte Motive in luxuriösen Badeanlagen, zieren den Boden. Ihr Erhaltungszustand ist exzellent, ihre künstlerische Ausführung außergewöhnlich.
Diese Funde belegen nicht nur den hohen Lebensstandard der römischen Oberschicht in Ovilava, sondern werfen auch neue Fragen auf: Handelt es sich bei dem Raum mit dem Delphinmosaik um einen privaten Badebereich? War hier vielleicht ein repräsentativer Empfangssaal oder ein Triclinium eingerichtet?
Die Grabungen dauern noch bis zum 6. Juni 2025 an. Es bleibt spannend, welche weiteren Baustrukturen und Funde in den bislang unerforschten Bereichen der Villa zutage treten werden – und welche Geschichte sie über das Leben der römischen Elite an der Donaugrenze erzählen.